Schlüsselfertig oder Ausbauhaus
Es gibt viele Möglichkeiten beim Bau des Eigenheims zu sparen. Eine davon ist der Grad der Eigenleistung. Bauherren stehen daher schon zu Beginn vor der großen Entscheidung, welche Ausbaustufe sie bei ihrem Hausanbieter in Auftrag geben.
Eins ist sicher – alle Varianten haben ihre Vor- und Nachteile. Der Entschluss kann nur nach sorgfältiger Abwägung der individuellen Voraussetzungen getroffen werden.
Diese Ausbaustufen gibt es
Neubauten lassen sich in verschiedenen Ausbaustufen beim Hausanbieter erwerben.
Die erste ist das Rohbauhaus. Hier wird dem Bauherrn lediglich die Außenhülle übergeben, was Kosteneinsparungen begünstigt. Das Bauunternehmen schachtet die Baugrube aus oder legt die passende Bodenplatte. Anschließend wird das Stahlbetonfundament in die Schalung gegossen, bevor die notwendigen Anschlüsse gelegt werden.
Zu diesen gehören Strom, Gas, Frisch- und Schmutzwasser sowie die Kabel für Internet, Telefon und TV. Zuletzt werden die Wände und der Dachstuhl montiert. Die Übergabe erfolgt mit dem Richtfest.
Empfehlenswert ist das Rohbauhaus nur, wenn man ausgeprägte handwerkliche Fähigkeiten sowie genügend zeitliche Kapazitäten hat. Bei selbstverursachten Baumängeln haben Sie keinen Anspruch auf Behebung durch Gewährleistung.
Ganz ähnlich ist die Lage beim Bausatzhaus. Hier wird bereits der Rohbau vom Bauherren selbst errichtet. In Form von Schalungssteinen können die Einzelteile gemäß dem Steckprinzip miteinander verbunden und von innen ausbetoniert werden. Bei einem Fertighaus werden die einzelnen Wände selbst montiert.
Ein klassischer Fall von Do-it-yourself und die mit Abstand günstigste Lösung für den Traum vom eigenen Haus. Die Grundrissplanung kann in Eigenregie erfolgen, sollte jedoch mit den Arbeitern und Baufirmen eng abgestimmt werden. Die Bauzeit ist abhängig vom Arbeitstempo aller Beteiligten. Sie wird in Anbetracht der fehlenden Routine und Mannstärke aber von Baubeginn bis zur Fertigstellung deutlich länger dauern als bei professionellen Hausbauern.
Für die meisten Bauherren liegt die Entscheidung eher zwischen einem Ausbau- oder einem schlüsselfertigen Haus. Die wichtigsten Leistungen werden von kompetenten Handwerkern übernommen, sodass Materiallieferungen und Gewährleistungen abgesichert sind.
Wir stellen Ihnen beide Möglichkeiten einmal genauer vor.
Was ist ein Ausbauhaus?
Grundsätzlich wird bei einem Ausbauhaus die Mitarbeit des Bauherrn gefordert. Wie hoch der Grad der Eigenleistungen ist, steht nicht fest. In jedem Fall werden die Außenmauern, die verputzte und gestrichene Fassade sowie das Dach vom Hersteller geliefert und montiert. Der Innenausbau, Balkone, Küchen und Anbauten erfolgen in Eigenleistung.
Je mehr wesentliche Arbeiten in Eigenleistung erfolgen, umso günstiger ist der Preis. Allerdings darf man den Mehraufwand nicht unterschätzen. Freunde und Familie sind oft nicht zuverlässig und im Falle einer Knappheit von Baumaterial hat man wenig Handhabe. Dies kann zu Verzögerungen im Bauablauf führen, was wiederum Mehrkosten in der Finanzierung verursacht.
Sprechen Sie mit dem Experten Ihres Vertrauens, um gemeinsam zu überlegen, wie Sie das Ausbauhaus gestalten möchten, welche Leistungen Sie sich selbst zutrauen und welches Modell Sinn macht.
Denn das Einsparpotenzial ergibt sich primär aus eingesparten Lohnkosten. Nur, wenn Sie fach- und sachgerecht gemäß geltender Normen arbeiten können, ist dies überhaupt eine Option.
Ihr Berater wird Sie ebenfalls darüber aufklären, ob es generell zu empfehlen ist eine niedrige Ausbaustufe zu wählen. Vereinzelt versuchen Anbieter die Eigenleistungen zu umgehen, indem sie nur niedrige Preisnachlässe dafür geben. In diese Fall wäre die niedrige Ausbaustufe sogar teurer.
Was bedeutet schlüsselfertig?
Bezieht man ein schlüsselfertiges Haus, übernimmt Ihr Hausanbieter alle Arbeiten bis hin zum Innenausbau. Sie profitieren von der jahrelangen Erfahrung und geben Ihr Bauvorhaben in die sicheren Hände eines einzigen Ansprechpartners. Das bedeutet für Sie vor allem weniger Stress und Aufwand in der Bauphase. Von der Planung, den Absprachen mit den Behörden bis hin zur Kommunikation mit Lieferanten – verlassen Sie sich auf die Arbeit der Experten.
Ein weiterer Vorteil ist die Sicherheit der Finanzierung. Aufgrund der detaillierten Absprachen im Vorfeld ist eine sichere Kostenplanung möglich. Und auch das Einzugsdatum steht mit der Bauzeitgarantie fest, Verzögerungen sind eine absolute Seltenheit. Preislich sind schlüsselfertige Häuser für jedermann geeignet, abhängig von den individuellen Anforderungen.
Achtung ist jedoch bei der Formulierung im Vertrag geboten. Der Begriff “schlüsselfertig übergeben” ist rechtlich nicht genau definiert und keinesfalls mit dem Begriff “bezugsfertig” gleichzusetzen. Ein Rohbau mit eingesetzten Fenstern und Türen sowie installierten Anschlüssen für Wasser, Strom und Heizung gilt allgemein als Mindestanforderung. Gleichwohl ist der komplette Innenausbau nicht immer mitbeauftragt.
Daher sollten die Bestandteile in der Bau- und Leistungsbeschreibung detailliert festgehalten werden. Vor der Beauftragung ist eine Abnahme durch einen unabhängigen Berater mit bautechnischem Knowhow dringend zu empfehlen.
Wie trifft man am besten die Entscheidung?
Der Traum vom Eigenheim kann wahr werden. Beschäftigen Sie sich intensiv mit dem Thema Bauen und begutachten Sie bereits gebaute Häuser Ihres Anbieters. Möchten Sie ein bezugsfertiges Haus, wo Sie bei der Abnahme direkt einziehen, ist auch das möglich.
Ein Vergleich der verschiedenen Bauunternehmen ist nicht nur sinnvoll, sondern kann auch dabei helfen Kostenrisiken zu minimieren. Häufig gibt es Abweichungen in den Definitionen von Leistungen oder den verschiedenen Ausbaustufen. Diese Unterschiede sind für Laien schwer identifizierbar.
Suchen Sie sich professionelle, externe Unterstützung, mit der Sie offene Fragen, Wünsche, Anmerkungen und rechtlich definierte Formulierungen besprechen können.